Eigentlich sollte in einem dritten Bauabschnitt der bisher noch verwilderte Teil der ehemaligen Zechenbahn zwischen den Zechen Ewald-Fortsetzung und König-Ludwig ebenfalls zum Radweg ausgebaut werden. Doch daraus wird womöglich nichts. Naturschützer wollen den Ausbau der König-Ludwig-Trasse verhindern!
Die Mitglieder des Naturschutzbeirats des Kreises Recklinghausen stehen dem Weiterausbau der Trasse mit kompromissloser Ablehnung gegenüber. Der Naturschutzbeirat berät die Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung Recklinghausen. Natur- und Umweltschutzverbände, aber auch Landwirtschaft, Waldbauern, Jagd, Fischerei, Gartenbau und der Sport entsenden ihre Vertreter.
Am 17. Februar 2023 berichtete die Stimberg-Zeitung in diesem frei aufrufbaren Artikel über die Problematik. Zunächst gab es im Sommer 2022 eine Verzögerung aufgrund eines artenschutzrechtlichen Gutachtens. Nachdem dieses nun vorliegt, muss ein weiteres Gutachten erstellt werden. Dazu soll ein ganzer Jahresrhythmus betrachtet werden – es dauert also 12 Monate, bis das Gutachten fertiggestellt werden kann.
Argumente gegen den Ausbau der König-Ludwig-Trasse

Man argumentiert mit der Natur, die seit der Stilllegung der Strecke das Terrain zurückeroberte. Das zentrale Argument der Kritiker lautet: Die alte Zechenbahntrasse sei die wichtigste, seit 50 Jahren weitgehend unberührte, nicht zugängliche Biotopverbindung zwischen dem Waldgebiet Haard im Norden und der Emscherregion. Viele Vogel- und Fledermausarten hätten dort eine Heimat gefunden. Feuchtgebiete böten Lebensraum für Amphibien. Um die Trasse für den Radverkehr zu nutzen, müsste der gesamte alte Baumbestand gerodet werden. Das wäre es dann mit der Artenvielfalt, sagen die Kritiker.
Darüber hinaus hält der Beirat die veranschlagten Kosten für zu niedrig. Und die Strecke für unattraktiv, da für Pendler dieser Weg zur Arbeit per Rad ohnehin keine wirkliche Alternative sei. Die Trasse schlägt ja einen großen, zeitfressenden Bogen. Und der Erholungsverkehr müsse zudem in Kauf nehmen, dass die Strecke zum Teil in Troglage geführt und jeglicher Blick auf die Landschaft versperrt werde.
Man macht seitens des Naturschutzbeirates auch einen Gegenvorschlag. Dieser führt über gut ausgebaute Wege und Straßen durch den Dorfkern von Horneburg und würde die touristischen Attraktionen (zum Beispiel Schloss und Storchennest) zur Geltung bringen.
Die vorstehenden Informationen entnahm ich diesem Artikel in der Stimberg-Zeitung, der allerdings ohne Abonnement nicht frei lesbar ist.
Meine Meinung zum Thema
Natürlich ist es immer leicht, als Außenstehender eine Meinung zu haben und lautstark zu verkünden, ohne Kenntnis der tatsächlichen Probleme und Schwierigkeiten zu haben. Dessen bin ich mir bewusst. Und doch kann ich nicht anders, als hier nun genau das zu machen.
Zunächst mal macht sich der Naturschutzbeirat schon bei mir verdächtig damit, dass der Gegenangriff dermaßen strukturiert aufgebaut ist, dass man kaum eine Chance gegen ihn hat. Man zieht alle Register, betrachtet es scheinbar von allen Seiten, findet nur Nachteile und kommt schließlich noch mit einem offenbar sehr guten Alternativvorschlag um die Ecke. Was will man dem noch entgegenhalten?
Da wird offenbar mit Kanonen geschossen. Ob’s ein Spatz ist, der das Ziel darstellt, will ich damit gar nicht sagen. Des weiteren wollen mir nicht alle Argumente wirklich einleuchten. Es beginnt mit den 50 Jahren, die angeblich seit Stilllegung der Strecke vergangen sind. Somit wäre also irgendwann um 1973 herum dort der letzte Zug gefahren. Ich bin aber recht sicher, dass ich auch später dort noch Züge habe fahren sehen. Und die Zeche war noch bis nach 1997 in Betrieb. Wenn nicht die Kohle untertage zu anderen Schächten transportiert wurde, gab es für sie nur diese eine Möglichkeit, übertage die Zeche zu verlassen. Eine früher mal existierende Zechenbahnverbindung Richtung Marl-Sinsen wurde schon viel eher aufgegeben. Wahrscheinlich ist also die Strecke eher seit ca. 25 Jahren sich selbst überlassen.
Bild oben: Zechenbahntrasse mit Brücke über die Friedrich-Ebert-Straße
Ein weiteres Argument ist die “Biotopverbindung”. Das hört sich so an, als wenn Tiere diese Strecke als Verbindungsweg zwischen Haard und Emscherregion nutzen würden. Das kann ich mir nur sehr schwer vorstellen. Zumal es nicht ohne Unterbrechung durch Straßen, Wohnbebauung, Industriegebiet usw. in einem durch bis zur Haard geht.
Und schließlich: die Troglage versperrt einem den Blick auf die Landschaft, sagt man. Ja… ich finde diese Stellen gerade spannend. Wann hat man das mal, dass ein Radweg unter einer Straße hindurchführt? Und für mich spielt es auch eine Rolle, dass das eben die ehemalige Zechenbahnstrecke ist. Das ist für mich etwas Anderes als mit dem Fahrrad durch Horneburg zu fahren. Und schließlich: die Troglage verläuft nur auf einem kurzem Stück. In Richtung Ewald Fortsetzung gibt es stattdessen überwiegend erhöhte Lage mit Brücken, über die der Radweg geführt würde.
Ich weiß nicht, welche nicht genannten Gründe dieser Beirat wohl noch haben könnte, dass er so vehement gegen den Ausbau ist, der zudem ja bereits im überwiegenden Teil der alten Eisenbahnstrecke durchgeführt wurde. Obwohl dort sicher ähnliche Argumente vorzubringen gewesen wären. Ich glaube auch nicht, dass wirklich viele alte Bäume dafür gerodet werden müssten. Es sieht zumindest an den Stellen, die man gelegentlich mal einsehen kann, eher nach viel Strauchwerk aus, was da herumwildert.
Und letztlich könnte das Umfeld eines ausgebauten Radweges auch in Zukunft noch als Heimat für Tiere dienen. Man tut ja so, als wolle man dort jetzt eine Autobahn bauen.
Daher ist meine Meinung: der Ausbau zum Radweg sollte genau dort erfolgen, wo auch die Zechenbahn früher verlief.
Die WDR-Lokalzeit aus Dortmund berichtete übrigens kurz nach Fertigstellung meines Blogbeitrags über diese Thematik. Hier wurde, wie ich finde, eher positiv über den Widerstand gegen den Ausbau berichtet. Ich verlinke den Beitrag an dieser Stelle, aber es kann natürlich jederzeit sein, dass er nicht mehr in der Mediathek ist.
Beiträge zur König-Ludwig-Trasse
- Entlang der König-Ludwig-Trasse
- Bahnstrecke, Autobahn und Pechhalle
- Diesellok, Grubenausbau und Graffito
- Zechenbahn Ewald Fortsetzung
- Verwilderte Bahntrasse
Ähnliche Beiträge im Oilblog:
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Externe Links:
König-Ludwig-Trasse bei Wikipedia
Radweg König-Ludwig-Trasse beim Regionalverband Ruhr
Vom Käsespieß zur Emscher: König-Ludwig-Trasse bei ruhrgebiet-industriekultur.de