Ältestes erhaltenes Fördergerüst im Ruhrgebiet
Nur wenige Meter vom zweigeschossigen Turmgerüst von Schacht 4 entfernt gibt es ein weiteres Fördergerüst. Es kommt eher unscheinbar daher – es ist kleiner als jenes von Schacht 4 und es ragt aus einem Gebäude heraus: der Tomson-Bock vom ehemaligen Schacht 2 der Zeche Gneisenau.
Hierbei handelt es sich um etwas Besonderes: dies ist das älteste erhaltene Fördergerüst im Ruhrgebiet! Und es ist gleichzeitig auch der einzige erhaltene Tomson-Bock! Erbaut im Jahr 1886 und entwickelt von Eugen Tomson, ehemaligem Bergwerksdirektor der Zeche Gneisenau. Er verbesserte den sogenannten englischen Bock zum nach ihm benannten Tomson-Bock. Der wurde dann erstmals 1886 über Schacht Gneisenau 1 aufgestellt.
Schachthalle ist gleichzeitig Maschinenhaus
Das Gebäude, aus dem der Tomson-Bock herausragt, ist gleichzeitig Schachthalle und auch Maschinenhaus. Und: am “Tag des offenen Denkmals®” 2024 war es für Besucher geöffnet! Im Gegensatz zum benachbarten Schacht 4 verirrten sich nur wenige Besucher nach hier. Ich hatte mich schon gefragt, ob ich das vielleicht falsch gelesen hatte und man in dieses Maschinenhaus gar nicht hineinkam? Vielleicht ist der Weg zum Eingang aber auch ein wenig zu versteckt?
Im Inneren erstrahlt das Dach der Halle in unerwartetem Orange! Es ist nur ein Teil begehbar – es sieht so aus, als bestünde Absturzgefahr im abgesperrten Teil. Begehbar ist der Bereich, in dem zwei Fördermaschinen stehen. Diese Bauweise mit den Fördermaschinen in der Schachthalle ist übrigens recht ungewöhnlich. Üblicherweise steht bei Fördergerüsten ja das Maschinenhaus separat daneben, während es sich bei Fördertürmen oben im Kopf des Turmes befindet.
Alte Haspel
Als erstes fiel mein Blick auf eine alte Haspel.
Leider findet sich im Internet kein Hinweis auf Details. Ich habe folgendes in Erinnerung: Zunächst ging es an Schacht 2 nur bis zu einer geringeren Teufe. Später ging es hier auf 383 Metern hinab. (Der benachbarte Schacht 4 hatte übrigens eine Teufe von 990 Metern.) Wie auch immer: für eine geringe Teufe eignete sich ein auf eine Seilwinde (Haspel) aufgewickeltes Seil noch einigermaßen. Doch mit zunehmender Seillänge stieg auch das Gewicht des Seils auf ein Maß, das nicht mehr zu bewältigen war. Und der Platz auf der Haspel ist auch nicht unendlich groß.
Daher setzte sich für größere Teufen die Treibscheibenförderung durch. Hier muss das Seil nicht aufgewickelt werden, sondern es gibt zwei gegenläufige Körbe im Schacht. Diese hängen am gleichen Seil, welches über die Seilscheiben am Fördergerüst und die Treibscheibe im Maschinenhaus läuft. Ein Unterseil kann als Gewichtsausgleich dienen.
Treibscheibe
Eine Treibscheibe gibt es am Schacht 2 auch. Ich glaube, es war so, dass zunächst die Haspel eingesetzt wurde und später, nachdem der Schacht 2 möglicherweise tiefer abgeteuft wurde, die Treibscheibe.
Passende Seiten im Oilblog:
Tag des offenen Denkmals® 2024
Thema Bergbau im Oilblog
Externe Links:
Industrie Denkmal Stiftung
Zeche Gneisenau bei Wikipedia
Tomson-Bock bei Wikipedia
Treibscheibenförderung bei Wikipedia