Anreise mit Hindernissen
Am Tag des offenen Denkmals® 2024 habe ich das Koepchenwerk am Hengsteysee in Herdecke besichtigt. Weil ich nicht wusste, wie gut man dorthin mit dem Auto kommt, habe ich vorsorglich meinen eScooter in den Kofferraum gepackt.
Und das hat sich als eine ausgesprochen gute Idee erwiesen! (Zeile anklicken für Details)
Vielleicht wäre man von Osten her auch an das Pumpspeicherkraftwerk herangekommen, aber mein Navi lotste mich vom Süden dorthin. Und da stellte sich direkt am Hensteysee, noch über einen Kilometer vom Ziel entfernt, heraus, dass es nicht weitergeht. Und auch, dass man auch dort nicht parken kann.
Normalerweise wäre es wohl möglich gewesen, doch am 8. September 2024 fand genau dort der Ruhr-Trail-Run statt. Daher waren Straßenabschnitte gesperrt, es waren reichlich Läufer unterwegs und die Straßen waren zugeparkt. Ich fand dann einen Parkplatz in 2,5 km Entfernung zum Koepchenwerk. Und da ich an diesem Tag um jede Minute verlegen war, die ich irgendwo verschwendete, war der eScooter ein Segen und ich konnte damit bequem zu meinem Ziel fahren.
Koepchenwerk
Was aber ist überhaupt das Koepchenwerk? Nun, es ist, bzw. war ein Pumpspeicherkraftwerk. Es ist nach seinem Planer Arthur Koepchen benannt. 1930 ging es in Betrieb. Im Jahre 1994 wurde es stillgelegt. Inzwischen ist das Kraftwerk ein Denkmal.
Und was ist ein Pumpspeicherkraftwerk? Bei einem solchen Kraftwerk wird zunächst Wasser mit Hilfe großer Pumpen in einen Speichersee gepumpt. Dieser befindet sich auf einem Berg oberhalb des eigentlichen Kraftwerks. Lässt man das Wasser von dort wieder über große Rohrleitungen herabfließen, kann man damit Turbinen antreiben und über Generatoren Strom erzeugen.
Da ich leider keine Gesamtansicht des Kraftwerks fotografiert habe, zeige ich hier ein Bild von Klaus Bärwinkel, welches unter der Creative-Commons-Lizenz „Namensnennung 4.0 international“ veröffentlicht wurde.
Im Gebäude unten am See – mit “KOEPCHENWERK” beschriftet, befinden sich die Pumpen und Turbinen. Und oben, wo der Schriftzug RWE zu sehen ist, liegt der Speichersee. Dazwischen verlaufen vier dicke Rohrleitungen. Das ist auf dem Bild die braune Linie, die die beiden Orte miteinander verbindet.
Wie man auf meinem nachfolgenden Bild sehen kann, wird der Bereich zwischen den Rohren jetzt zum Weinanbau genutzt!
Wie kann ein Pumpspeicherkraftwerk sinnvoll sein?
Doch wie kann es sinnvoll sein, erst Strom zu verbrauchen, um die Pumpen damit zu betreiben, nur um hinterher weniger Strom aus dem zurückfließenden Wasser gewinnen zu können?
Die Antwort ist: man kann so Spitzen abfangen und für eine gleichmäßigere Auslastung anderer Kraftwerke sorgen. Gegebenenfalls kann man den im Pumpspeicherkraftwerk erzeugten Tagstrom teurer verkaufen als den zuvor eingesetzten Nachtstrom. Das Prinzip ist, nachts, wenn weniger Strom von den Abnehmern gebraucht wird, die überschüssige Kapazität für die Pumpen zu nutzen. Und wenn tagsüber – womöglich schlagartig – der Stromverbrauch der Kunden in die Höhe schießt, unterstützen die Generatoren des Pumpspeicherkraftwerks das Stromnetz.
Ein Pumpspeicherkraftwerk ist vergleichbar mit einem Akku, den man aufladen und von dem man elektrischen Strom wieder abrufen kann.
Das Koepchenwerk konnte im Gegensatz zu anderen Kraftwerkstypen wie zum Beispiel einem Kohlekraftwerk sehr schnell auf den unterschiedlichen Strombedarf im Netz reagieren. Insgesamte konnte es 540 Megawatt zur Verfügung stellen, bis der Speichersee leer war. Die Spitzenleistung betrug 132 Megawatt. Für vier Stunden stand somit die maximale Leistung zur Verfügung – bei geringerem Bedarf hielt sich der Wasservorrat im See entsprechend länger.
Vier Maschinensätze im Koepchenwerk
Die vier dicken Rohre vom Speichersee lassen schon darauf schließen, dass es im Kraftwerk vier Maschinensätze gibt. Jeder verfügt über eine zweistufige Pumpe und eine Turbine. Sie sind über eine gemeinsame Welle mit einer Hilfsturbine und einem Motor verbunden, der gleichzeitig auch Generator ist. Auf den nachfolgenden Bildern erkennt man den Motor/Generator an der orangenen Farbe.
Schaden sorgte für Stilllegung
Im Dezember 1980 kam es zu einem Riss eines Pumpengehäuses. Es zeigte sich, dass zwei weitere Pumpen Schäden hatten, die bei der zerstörten Pumpe zum Riss geführt hatten. Das nachfolgende Bild zeigt ein Teil des zerstörten Pumpengehäuses. Das RWE entschied in der Folge, das Koepchenwerk stillzulegen und direkt nebenan ein neues Kraftwerk zu bauen. Dieses neue Pumpspeicherkraftwerk ist heute noch in Betrieb. Es kann mit nur einem Maschinensatz die gleiche Leistung zur Verfügung stellen wie das Koepchenwerk zuvor mit vier Maschinensätzen. Außerdem ging 2018 auch ein Batteriespeicher auf die andere Seite neben dem Koepchenwerk in Betrieb. Hier können 7 Megawatt in Lithiumionenakkus gespeichert werden.
Schalttafeln und Anzeigen
Im Koepchenwerk finden sich über die gesamte Halle verteilt zahlreiche kleine Schalttafeln und Anzeigen. Die nachfolgende Galerie zeit ein paar davon.
Eine Schalttafel fällt durch ihr Erscheinungsbild besonders auf. Doch eigentlich gehört die, wie mir ein ehemaliger Mitarbeiter erklärte, gar nicht hier her. Sie stammt von, ja… von wo genau, das habe ich leider vergessen. Ich glaube, es war ein Wasserkraftwerk irgendwo in der Nähe. (Google Lens hilft in diesem Fall nicht weiter.)
Wie auch immer, schön anzusehen ist dieser Schrank auf jeden Fall. Und früher muss er sogar noch etwas schöner gewesen sein, denn da war noch eine Uhr als Krone obendrauf.
Vor allem bei diesem Schrank, aber auch bei einigen anderen Anzeigen und Kästen in der Halle hatte ich mit starken Reflexionen zu kämpfen. Da ich keinen Polfilter dabei hatte, habe ich versucht, über einen entsprechenden Winkel beim Fotografieren die Lichtreflexe und Spiegelung des Fotografen zu vermeiden. Die Ergebnisse sind teilweise nicht besonders gut geworden, und auch eine Nachbearbeitung hat nur bedingt Abhilfe geschaffen…
Weitere Impressionen
Zum Abschluss noch ein paar weitere Impressionen aus der Maschinenhalle und vom Außenbereich. Hier möchte ich insbesondere das Telefon ohne Wählscheibe oder Tasten sowie den Prellbock mitten in einem kleinen Raum als besondere Kuriosität hervorheben!
Passende Seiten im Oilblog:
Tag des offenen Denkmals® 2024
Externe Links:
Interessante Veröffentlichung von RWE zu “75 Jahre Kraftwerk Herdecke“
Flyer der RWE mit Daten zu Koepchenwerk, neuem Pumpspeicherkraftwerk und dem Batteriespeicher
Koepchenwerk bei Wikipedia
Pumpspeicherkraftwerk bei Wikipedia
Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk
Koepchenwerk bei Industrie Denkmal Stiftung