Ferropolis – Stadt aus Eisen
Ferropolis – schon im Namen steckt es drin: hier gibt’s richtig viel Eisen zu sehen! Anfang April 2025 habe ich dieser “Eisenstadt” einen Besuch abgestattet. Doch um was handelt es sich bei Ferropolis eigentlich?

Der Ort heißt eigentlich Gräfenhainichen und liegt 60 km nördlich von Leipzig. Hier gibt es den Gremminer See mit einer Halbinsel. Genau auf dieser findet sich Ferropolis. Doch eigentlich ist es noch etwas anders: See und Halbinsel sind die Folge von dem, was in Ferropolis zu sehen ist!
Hier befand sich von 1957 bis 1991 der Braunkohle-Tagebau Golpa-Nord. Dort, wo jetzt die Halbinsel ist, befand sich das Versorgungszentrum des Tagebaus mit Werkstätten, Energieversorgung und Sozialeinrichtungen. Fast komplett rundherum wurde die Braunkohle abgebaut und es entstand ein Tagebau-Restloch. Das wurde nach Stilllegung des Tagebaus mit Wasser geflutet – der Gremminer See entstand. Mit dem ehemaligen Versorgungszentrum als Halbinsel mittendrin.
Auf dieser Halbinsel werden fünf Großgeräte des ehemaligen Tagebaus ausgestellt. Drei Bagger und zwei Absetzer sind hier zu sehen. Zwei der Großgeräte sind dabei auch begehbar! Eines davon sogar barrierefrei mit Aufzug. Dadurch unterscheidet sich diese Ausstellung von jener, die ich 2023 und 2024 in Großpösna besuchte. Dort war lediglich der Blick von unten auf die Giganten möglich – in Ferropolis jedoch bieten sich zahlreiche Ein- und Ausblicke von erhöhter Position und direkt vor Ort an den verschiedenen Maschinenteilen.
Seit dem Jahr 2000 gibt es diesen Ort nun schon. Genutzt wird er nicht nur für die Ausstellung, auch große Veranstaltungen wie Konzerte oder Motorsportereignisse finden hier regelmäßig statt. Zudem kann das Areal auch als Stellplatz für Wohnmobile genutzt werden.
Absetzer Medusa
Als erstes besuchte ich den Absetzer “Medusa”, 1025 As 1120. Hier rechts im Bild. Der Absetzer kann über eine Treppe bestiegen werden. Aber auch ein Fahrstuhl ist dort angebracht, so dass das Großgerät auch von Menschen mit Beeinträchtigung besucht werden kann. Bis ganz nach oben kommt der Besucher nicht, aber bis hinauf auf die Plattform, die das Dach der darunter befindlichen Räume bildet. Auf dem Bild ist die Plattform gut am gelben Geländer zu erkennen.
Was ist überhaupt ein Absetzer? Da zusammen mit der Kohle auch in großen Mengen unbrauchbares Material beim Ausbaggern anfällt, muss dieser Abraum anschließend oder auch zeitgleich wieder an anderer Stelle verkippt werden. Diese Aufgabe übernimmt der Absetzer.
Anders als der Absetzer in Großpösna, der über einen Bandschleifenwagen mit einem Förderband verbunden war, musste “Medusa” den Abraum zunächst selbst wieder aufnehmen, nachdem er von einem Eisenbahnwaggon in einen Bunker gekippt wurde. Dazu verfügt er über eine Eimerkette.
Gebaut wurde die Maschine 1959. Die Bedienmannschaft bestand aus 5-7 Personen.
Eimerkettenbagger Mad Max
Auf meiner Runde folgte als nächstes der Eimerkettenbagger “Mad Max” (651 Es 1120). Dessen Eimerkette besteht aus 40 Eimern, mit denen pro Stunde nicht ganz 2000 m³ ausgebaggert werden konnte. Der Bagger stammt aus dem Jahr 1962. Die Bedienmannschaft bestand aus 3 bis 5 Personen.
Es ist schon eine ordentliche Fläche, die diese Eimerkette abbaggern kann. Gegenüber einem Schaufelradbagger kann man mit so einem Teil eine deutlich höhere Menge pro Zeit abbauen, aber es gibt auch Nachteile: Zum graben steht nur das Schaufelgewicht zur Verfügung. Bei hartem Untergrund rutschen die Eimer über das Gestein, ohne sich einzugraben.
Absetzer Gemini
Am meisten zu sehen gibt es sicherlich beim Absetzer “Gemini” (1022 A2s 2240). Der ist das größte und schwerste Gerät in Ferropolis. Es handelt sich um einen geteilten Absetzer mit zwei gewaltigen Hauptteilen. Aber er bietet nicht nur durch seine schiere Größe viel zu sehen, sondern ist auch besonders weitläufig begehbar und bietet daher viele interessante Aus- und Einblicke.
Auch der Absetzer “Gemini” musste den Abraum erstmal wieder selbst mit Hilfe einer Eimerkette aufnehmen, bevor er ihn über seinen langen Ausleger irgendwo verkippen konnte. Auf dem Bild oben sieht man diese Eimerkette. Ein Eimer fehlt.
Gemini stammt übrigens auch schon von 1958! Insgesamt wiegt das Gerät fast 2000 Tonnen! Es wurde von 6 bis 8 Personen bedient.
Schaufelradbagger Big Wheel
Hinter Gemini steht fast ein wenig versteckt der einzige Schaufelradbagger von Ferropolis, genannt “Big Wheel“. Hier gibt es eine Besonderheit, die ich zuvor woanders noch nicht gesehen hatte. Das Schaufelrad ist nicht geschlossen, sondern das zu fördernde Material wird von Kettengliedern gehalten. Wahrscheinlich soll dadurch unbrauchbares Gestein und Erde direkt an Ort und Stelle verbleiben.
Dies ist das jüngste Großgerät am Standort. Es stammt aus dem Jahr 1984. Die Bedienung erforderte 3-6 Personen.
Raupensäulenschwenkbagger Mosquito
Ein weiterer Bagger fehlte noch auf meinem Rundgang durch Ferropolis. Da mir inzwischen die Zeit ein wenig davon lief, habe ich mich nur noch kurz mit diesem Gerät beschäftigt. Die Rede ist vom Raupensäulenschwenkbagger “Mosquito” (197 ERs 400). Weil dieser Bagger besonders häufig von einem Einsatzgebiet zu einem anderen umgesetzt wurde, hieß er unter den Bergleuten auch “das Rennpferd”.
Außerdem gab es auch noch ein paar Ausstellungsräume zu besichtigen, für die ich ebenfalls nicht mehr genug Zeit hatte. Daher bin ich auch dort nur hindurchgeeilt, ohne mich gebührend mit allem auseinanderzusetzen. Die nachfolgende Galerie zeigt sowohl “Mosquito” als auch zwei Fotos der ehemaligen Schaltwarte des Kraftwerks. Dazu kommen noch ein paar “Blicke über das Gelände”.
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Externe Links:
Offizielle Seite von Ferropolis
Tagebau Golpa-Nord bei Wikipedia
Ferropolis bei Wikipedia
Eimerkettenbagger bei Wikipedia